Einleitung
Expatriates und ihre Rolle in der globalen Arbeitswelt gewinnen zunehmend an Bedeutung. Da die Unternehmen weltweit expandieren, wächst der Bedarf an kulturell intelligenten Mitarbeitern, da Misserfolge von Expatriates, die oft auf Anpassungsprobleme zurückzuführen sind, zu erheblichen Kosten für multinationale Unternehmen (MNCs) führen. Sowohl vom Unternehmen entsandte als auch selbst initiierte Expatriates sind in fremden Umgebungen zahlreichen Stressfaktoren ausgesetzt, die zu Herausforderungen wie Burnout führen. Burnout, das durch emotionale Erschöpfung, Depersonalisierung und Ineffizienz gekennzeichnet ist, wirkt sich sowohl auf den Einzelnen als auch auf das Unternehmen negativ aus. Um diese Risiken zu mindern, muss das internationale Human Resource Management (IHRM) Strategien zur Reduzierung von Burnout bei Expatriates umsetzen.
Alexia Schmolling, Project Consultant und Stefan Remhof, Managing Partner der People Mobility Alliance, haben einen Artikel über die Auswirkung von kultureller Intelligenz (CQ) auf Burnout bei Expatriates verfasst. Der Artikel bietet evidenzbasierte Erkenntnisse und praktische Empfehlungen, um Burnout bei Expatriates zu verhindern.
Expatriation: Herausforderungen und Erfolgsfaktoren
Die Expatriation ist mit erheblichen Herausforderungen verbunden, wie der Anpassung an neue Kulturen, Arbeitsbedingungen und andere Veränderungen innerhalb eines kurzen Zeitraums. Zu den wichtigsten Stressfaktoren gehören der Verlust von Routine und sozialem Netzwerk, Sprachbarrieren und kulturellen Differnezen, sowie Diskriminierung und Ausgrenzung. Weitere Herausforderungen sind die familiäre Anpassung und die Ungewissheit über die Zukunft, da Expatriates oft mit zahlreichen Veränderungen in kurzer Zeit konfrontiert sind. Diese Aspekte können Stress verursachen, sich negativ auf das Selbstvertrauen auswirken und zu Unzufriedenheit führen, insbesondere bei Personen mit geringer kultureller Intelligenz.
Der Erfolg internationaler Entsendungen hängt von der Bewältigung dieser Herausforderungen und der effektiven Unterstützung der Expatriates ab. Unternehmen sollten in Erfolgsfaktoren investieren, die einen reibungslosen Übergang ermöglichen, und ihre Unterstützung vor, während und nach der Entsendung anbieten.
Erfolgsfaktoren:
- Gründliche Vorbereitung: Eine Vorbereitung auf kultureller und organisatorischer Ebene vor der Entsendung kann Stress reduzieren und die Anpassung erleichtern.
- Aufbau eines sozialen Netzwerks: Der Aufbau eines Netzwerks ist unerlässlich, und kulturelle Intelligenz hilft Expatriates, sich in ungewohnten Umgebungen zurechtzufinden.
- Kulturelle Kompetenz und Offenheit: Expatriates müssen interkulturelle Fähigkeiten kultivieren, um positiv zu interagieren und Konflikte auf konstruktive Weise zu lösen.
- Familiäre Unterstützung: Eine starke Unterstützung der Familie ist für den Erfolg im Ausland von entscheidender Bedeutung, da familienbedingte Herausforderungen häufig zu einem vorzeitigen Abbruch der Tätigkeit führen.
- Umfassende Unterstützung durch das Unternehmen: Unternehmen sollten klare Rollenbeschreibungen, transparente Erwartungen und kontinuierliche Unterstützung vor, während und nach der Entsendung anbieten, um arbeitsbedingten Stress zu reduzieren und das Wohlbefinden und die Leistung der Expatriates zu verbessern.
Kulturelle Intelligenz ist der Schlüssel
Kulturelle Intelligenz bezieht sich auf die Fähigkeit, in vielfältigen kulturellen Umfeldern effektiv zu arbeiten. Sie ist ein entscheidender Erfolgsfaktor am globalen Arbeitsmarkt und umfasst vier Dimensionen:
- Metakognitive CQ: Bewusstsein, Analyse und Bewertung von kulturellen Situationen.
- Kognitive CQ: Wissen über verschiedene Kulturen und deren Merkmale.
- Motivationale CQ: Selbstwirksamkeit und Bereitschaft, sich auf interkulturelle Erfahrungen einzulassen.
- Verhaltensbezogene CQ: Fähigkeit, in unterschiedlichen kulturellen Kontexten angemessen zu kommunizieren und zu handeln.
Eine starke CQ verschafft einen Wettbewerbsvorteil auf globalen Märkten, indem sie die kulturübergreifende Kommunikation, Konfliktlösung und Teameffizienz verbessert. Sie trägt auch zu den Führungsqualitäten, dem interkulturellen Dialog und dem Wissenstransfer bei und ist daher für global tätige Unternehmen unerlässlich. Expatriates mit hoher kultureller Intelligenz passen sich besser an neue Kulturen an, was die Integration, die Beziehungen und den beruflichen Erfolg fördert.
Burnout Risiko
Das Burnout-Syndrom besteht aus drei Dimensionen: Erschöpfung, Depersonalisierung und Ineffizienz. Expatriates sind aufgrund der zahlreichen Herausforderungen, insbesondere während ihres ersten Auslandseinsatzes, einem hohen Burnout Risiko ausgesetzt. Die oben genannten Stressoren können Angst und Stress verstärken, was das Risiko von Burnout erhöht. Das Burnout Syndrom beeinträchtigt die Gesundheit der Mitarbeiter und hat negative Auswirkungen auf ihre Emotionen und ihr Verhalten. Darüber hinaus kann Burnout zu sinkenden Leistungen, verringerter Produktivität und erhöhten Rekrutierungskosten für Unternehmen sowie zu einem unangenehmen Arbeitsklima führen.
Kulturelle Intelligenz spielt eine entscheidende Rolle bei der Verringerung des Burnout Risikos, da sie Expatriates hilft, mit kulturellen Unterschieden umzugehen und psychischen Stress zu reduzieren. Eine hohe CQ ermöglicht eine schnellere Anpassung an neue Umgebungen, baut soziale Beziehungen auf und hilft Expatriates, Kulturschock, Isolation und Sprachbarrieren zu überwinden. Langfristige Expatriates entwickeln eine stärkere CQ und effektivere Stressbewältigungsstrategien, die das Burnout-Risiko verringern und erfolgreiche internationale Entsendungen fördern.
Die Ergebnisse der Studie zeigten eine signifikante negative Korrelation zwischen motivationaler CQ und Burnout, während andere CQ Dimensionen keinen signifikanten Einfluss auf das Burnout Risiko hatten. Außerdem korrelierte die Auslandserfahrung mit der metakognitiven, kognitiven und verhaltensbezogenen CQ.
Handlungsempfehlungen für die Praxis
Unternehmen und internationales HRM sollten der kulturellen Intelligenz in globalen Umgebungen Priorität einräumen, da die Studie zeigt, dass motivierende CQ dazu beiträgt, Burnout bei Expatriates zu reduzieren. Um dies zu unterstützen, sollten multinationale Unternehmen Entwicklungsprogramme durchführen, die sich auf die Verbesserung der CQ konzentrieren, insbesondere auf die motivationale Dimension, die die Selbstwirksamkeit für eine effektive interkulturelle Arbeit stärkt. Das Training sollte alle CQ-Dimensionen durch praktische Übungen und Simulationen abdecken und die Expats auf eine erfolgreiche Anpassung vorbereiten. Die multinationalen Unternehmen sollten CQ auch in ihre Einstellungsverfahren integrieren und dabei Motivation und Erfahrung gegenüber formalen Qualifikationen in den Vordergrund stellen. Schließlich können Mentoring-Programme und interne Netzwerke den Wissensaustausch zwischen internationalen Mitarbeitern fördern und so zur langfristigen Bindung und zum Erfolg von Expats beitragen.
Authors:
Alexia Schmolling ist Project Consultant bei PMA Consult. Ihr Fokus liegt auf Expat Management, Mitarbeiter Gesundheit und internationalem HRM. Sie bringt wertvolle Erkenntnisse durch ihre internationalen Erfahrungen.
Prof. Dr. Stefan Remhof ist Geschäftsführer der People Mobility Alliance und Professor für Internationales Management an der IU Internationalen Hochschule. Er ist ein anerkannter Experte für globale Mobilität, Expat-Management und internationale Entsendungen.
Referenzen:
Schmolling, A./ Remhof, S. (2024). Burn-out bei Expats verhindern: Handlungsempfehlungen für die Praxis. in: PERSONALFÜHRUNG 09/2024, 52-57