Die Globalisierung hat die Arbeitswelt grundlegend verändert. Unterstützt durch digitale Technologien, arbeiten internationale Teams zunehmend über Ländergrenzen hinweg zusammen, was neue Herausforderungen, aber auch enorme Chancen mit sich bringt. PMA Research, eine Marke der People Mobility Alliance, hat eine Studie zum Thema “Global People Collaboration” mit 70 Führungskräften aus Deutschland, Brasilien und der Türkei durchgeführt. Die Studie bietet aktuelle Einblicke in die Praxis der globalen Zusammenarbeit und zeigt, wo Unternehmen ansetzen müssen, um diese erfolgreich zu gestalten.
Herausforderungen in der globalen Zusammenarbeit
Die Studie zeigt, dass kulturelle Unterschiede weiterhin als eine der größten Herausforderungen angesehen werden. Missverständnisse in der Kommunikation und unterschiedliche Arbeitsweisen können die Effizienz und das Vertrauen der Teammitglieder beeinträchtigen (Tenzer et al. 2014). Ein Manager aus Brasilien merkt an: “Die direkte Kommunikation in Deutschland kann manchmal als unhöflich wahrgenommen werden, während wir in Brasilien großen Wert auf den persönlichen Kontakt legen.“ Obwohl Englisch in vielen internationalen Unternehmen als Standardsprache gilt, stellen Sprachbarrieren nach wie vor ein Hindernis dar (Hinds et al. 2014). Auch Zeitverschiebungen und technologische Barrieren erschweren die Zusammenarbeit (Gilli et al. 2022). Aus der Studie geht hervor, dass Führungskräfte aus der Türkei die Notwendigkeit flexibler Arbeitszeiten und den Einsatz geeigneter Kollaborationstools betonen. Die Umfrage unterstreicht, dass interkulturelle Kompetenzen und Sprachkenntnisse der Mitarbeiter entscheidend für den Erfolg globaler Teams sind.
Chancen und Mehrwert der globalen Zusammenarbeit
Trotz der genannten Herausforderungen sehen die befragten Führungskräfte große Chancen in der globalen Zusammenarbeit. Der Zugang zu einem vielfältigen Talentpool ermöglicht es Unternehmen, die besten Köpfe weltweit zu gewinnen. Darüber hinaus gelten Wettbewerbsvorteile durch Innovationen und Wissensaustausch als Vorteile der globalen Kollaboration. Ein deutscher Studienteilnehmer hebt hervor: „Die Zusammenarbeit mit Kollegen aus anderen Ländern erweitert unseren Horizont und führt zu innovativeren Lösungen.“ Durch die Kombination unterschiedlicher Perspektiven und Fachkenntnisse können globale Teams kreativere und effizientere Ergebnisse erzielen. Die Studie zeigt auch, dass globale Zusammenarbeit die Mitarbeiterentwicklung fördert. Der Austausch mit Kollegen aus anderen Kulturen stärkt die interkulturelle Kompetenz und fördert das Verständnis für unterschiedliche Arbeitsweisen. Außerdem wirkt sich eine höhere kulturelle Intelligenz positiv auf die individuelle Performance aus (Presbitero / Toledano 2018; Gilli et al. 2022).
Erfolgsfaktoren für globale Teams
Um die Chancen der globalen Zusammenarbeit optimal zu nutzen, müssen Unternehmen einige Schlüsselfaktoren berücksichtigen. Interkulturelle Trainings und Coachings sind unerlässlich, um das Bewusstsein für kulturelle Unterschiede zu schärfen, Kommunikationsbarrieren abzubauen und die Team-Performance zu verbessern. So zeigt die genannte Studie, dass der Einsatz von Kollaborationstools, die eine ortsunabhängige und flexible Zusammenarbeit ermöglichen, ebenfalls entscheidend ist. Da Zeitverschiebungen als eine erhebliche Herausforderung betrachtet werden, sollten Mitarbeiter nicht nur in der Nutzung von Kommunikationstools, sondern auch Projektmanagement-Tools geschult sein, um Aufgaben agil und zeitunabhängig zu koordinieren. Teilnehmer schlugen außerdem die Implementierung von regelmäßigen Austauschformaten vor, um durch persönliche Treffen gegenseitiges Verständnis zu fördern und unterschiedliche Perspektiven innerhalb des Unternehmens kennenzulernen.
Des Weiteren spielen Führungskräfte eine zentrale Rolle bei der Förderung der globalen Zusammenarbeit. Sie müssen ein Umfeld schaffen, in dem Vielfalt geschätzt wird und in dem sich alle Teammitglieder einbezogen fühlen. Ein hohes Maß an psychologischer Sicherheit fördert offene Kommunikation und reduziert Missverständnisse (Edmondson 2019). Regelmäßige virtuelle Teambesprechungen und persönliche Treffen (sofern umsetzbar) tragen dazu bei, Vertrauen aufzubauen und die Zusammenarbeit zu stärken. Außerdem wirken sich Faktoren wie Motivation, Kommunikation und technische Fähigkeiten der Individuen auf die Zufriedenheit des Teams und somit auf die Team Performance aus (Gilli et al. 2022).
Fazit und Implikationen für die HR-Praxis
Die globale Zusammenarbeit bietet Unternehmen enorme Chancen, birgt aber auch Herausforderungen. Durch die Berücksichtigung kultureller Unterschiede, den Einsatz geeigneter Technologien und die Förderung interkultureller Kompetenz können Unternehmen erfolgreiche globale Teams aufbauen. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Investitionen in die globale Zusammenarbeit zu leistungsfähigeren Teams führen und einen wichtigen Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten.
Literatur
Edmondson, A. (2019): The role of psychological safety: Maximizing employee input and commitment, in: Leader to Leader, 92, 13-19
Gilli, K. / Veglio, V. / Gunkel, M. / Taras, V. (2022): In search of the Holy Grail in global virtual teams: The mediating role of satisfaction on performance outcomes, in: Journal of Business Research, 146, 325-337
Hinds, P. J. / Neeley, T. B. / Cramton, C. D. (2014): Language as a lightning rod: Power contests, emotion regulation, and subgroup dynamics in global teams, in: Journal of International Business Studies, 45 (5), 536.561
Presbitero, A. / Toledano, L. S. (2018): Global team members’ performance and the roles of cross-cultural training, cultural intelligence, and contact intensity: The case of global teams in IT offshoring sector, in: International Journal of Human Resource Management, 29 (14), 2188-2208
Tenzer, H. / Pudelko, M., / Harzing, A.-W. (2014): The impact of language barriers on trust formation in multinational teams. Journal of International Business Studies, 45 (5), 508-535
Autoren:
Alexia Schmolling ist Leiter der Operations bei PMA Consult. Ihr Fokus liegt auf Expat Management, Mitarbeiter Gesundheit und internationalem HRM. Sie bringt wertvolle Erkenntnisse durch ihre internationalen Erfahrungen.
Prof. Dr. Stefan Remhof ist Geschäftsführer der People Mobility Alliance und Professor für Internationales Management an der IU Internationalen Hochschule. Er ist ein anerkannter Experte für globale Mobilität, Expat-Management und internationale Entsendungen.
Die komplette Studie “Global People Collaboration Index” wird im Sommer 2025 durch PMA Research veröffentlicht.